Deustche Literatur
· Romantik ·

Textauswahl

Nachthymne

Georg Friedrich Philipp von Hardenberg ('Novalis')
1808

Hinüber wall’ ich,
Und jede Pein
Wird einst ein Stachel
Der Wollust sein.
Noch wenig Zeiten,
So bin ich los
Und liege trunken
Der Lieb’ im Schoss.
Unendliches Leben
Wogt mächtig in mir,
Ich schaue von oben
Herunter nach dir.
An jenem Hügel
Verlischt dein Glanz –
Ein Schatten bringet
Den kühlenden Kranz.
O! sauge, Geliebter,
Gewaltig mich an,
Dass ich entschlummern
Und lieben kann.
Ich fühle des Todes
Verjüngende Flut,
Zu Balsam und Äther
Verwandelt mein Blut –
Ich lebe bei Tage
Voll Glauben und Mut,
Und sterbe die Nächte
In heiliger Glut.

Erlkönig

Johann Wolfgang von Goethe
1782

Wer reitet so spät durch Nacht und Wind?
Es ist der Vater mit seinem Kind;
Er hat den Knaben wohl in dem Arm,
Er fasst ihn sicher, er hält ihn warm.

Mein Sohn, was birgst du so bang dein Gesicht? –
Siehst, Vater, du den Erlkönig nicht?
Den Erlenkönig mit Kron’ und Schweif? –
Mein Sohn, es ist ein Nebelstreif. –

„Du liebes Kind, komm, geh mit mir!
Gar schöne Spiele spiel’ ich mit dir;
Manch’ bunte Blumen sind an dem Strand,
Meine Mutter hat manch gülden Gewand.“ –

Mein Vater, mein Vater, und hörest du nicht,
Was Erlenkönig mir leise verspricht? –
Sei ruhig, bleibe ruhig, mein Kind;
In dürren Blättern säuselt der Wind. –

„Willst, feiner Knabe, du mit mir gehn?
Meine Töchter sollen dich warten schön;
Meine Töchter führen den nächtlichen Reihn
Und wiegen und tanzen und singen dich ein.“–

Mein Vater, mein Vater, und siehst du nicht dort
Erlkönigs Töchter am düstern Ort? –
Mein Sohn, mein Sohn, ich seh’ es genau:
Es scheinen die alten Weiden so grau. –

„Ich liebe dich, mich reizt deine schöne Gestalt;
Und bist du nicht willig, so brauch’ ich Gewalt.“ –
Mein Vater, mein Vater, jetzt fasst er mich an!
Erlkönig hat mir ein Leids getan! –

Dem Vater grauset’s; er reitet geschwind,
Er hält in den Armen das ächzende Kind,
Erreicht den Hof mit Mühe und Not;
In seinen Armen das Kind war tot.

Mondnacht

Johann von Eichendorff
1837

Es war, als hätt’ der Himmel,
Die Erde still geküßt,
Daß sie im Blütenschimmer
Von ihm nun träumen müßt’.

Die Luft ging durch die Felder,
Die Ähren wogten sacht,
Es rauschten leis die Wälder,
So sternklar war die Nacht.

Und meine Seele spannte
Weit ihre Flügel aus,
Flog durch die stillen Lande,
Als flöge sie nach Haus.



Vorschläge für Forschungsthemen

  1. Natursicht in der deutschen romantischen Literatur
  2. Der Einfluss des Nationalismus auf die deutschen romantischen Werke
  3. Die Darstellung des Individuums in der deutschen romantischen Literatur
  4. Die Frau in der deutschen romantischen Literatur
  5. Die Behandlung von Tod und Übernatürlichem in der deutschen romantischen Literatur
  6. Die Rezeption der deutschen romantischen Literatur im 21. Jahrhundert
  7. Intertextualität in der deutschen romantischen Literatur
  8. Die Beziehung zwischen Politik und deutscher romantischer Literatur
  9. Die Rolle von Melancholie und Gefühl in der deutschen romantischen Literatur
  10. Die Schnittstelle zwischen Musik und deutscher romantischer Literatur

Literatur

BEUTIN, Wolfgang et al.. A History of German Literature. London: Routledge, 1993.

BEUTIN, Wolfgang et al.. Deutsche Literaturgeschichte: von den Anfängen bis zur Gegenwart. Stuttgart; Weimar: Metzler, 2008.

BOESCH, Bruno (Org.). História da Literatura Alemã. São Paulo: Editora Herder, 1967.

CARPEAUX, Otto Maria. A História Concisa da Literatura Alemã. São Paulo: Faro Editorial, 2013.

HEINE, Heinrich. Buch der Lieder. Hamburg: Hoffmann und Campe, 1827. S.127.

HAUSER, Arnold. História Social da Arte e da Literatura. São Paulo, Martins Fontes, 2010.

NÜRNBERGER, Helmuth. Geschichte der deutschen Literatur. München: Bayerischer Schulbuch Verlag GmbH, 1998.

WELLBERY, David E. Et al (eds.). A New History of German Literature. Massachusetts: Harvard University Press, 2004.

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